Lutz Schelhorn „Abgrenzung“

Seit vielen Jahren führen die Spaziergänge von Lutz Schelhorn zusammen mit seiner Frau und dem Mischlingshund über Feld- und Waldwege, oft gesäumt von Schrebergärten. Sie gehen nicht durch Gartenkolonien mit Vorschriften wie die Höhe des Heckenschnittes, sondern vorbei an einzelnen oder in kleinen Gruppen angelegten Gärten ohne Vereinszwänge.

Dabei sehen sie immer wieder Zäune und Türen, oft in gewagten Farbkompositionen: wunderschöne gusseiserne Türklinken, kunstvoll geschmiedete Türbeschläge, stattliche Torbögen, aber auch stacheldrahtbewehrte Selbstsicherungen, die eher an die ehemalige innerdeutsche Grenze erinnern, Sichtblenden, oder auch total sinnlos dahingestellte Türen, einfach so im Nichts, ohne Zäune darum. All das erweckt Schelhorns fotografisches Interesse.

Wieder  widmet er sich einem sensiblen Thema.

Durchaußergewöhnliche Optiken entstehen Fotografien zwischen den Welten der Dokumentation und der Kunst. Eine Gratwanderung. Man kann den Gartenzaun als Sinnbild für die kleinste Grenze derMenschheit sehen. Das ständige Verlangen vieler Menschen, Grenzen zu ziehen und diese zu legitimieren und sich damit zu präsentieren. Jeder auf seine Art. Man kann Parallelen sehen zu den Abgrenzungen, die wir beispielsweise an den Grenzen Europas haben, um Flüchtlinge auf dem Weg nach Europa aufzuhalten, anstatt andere Lösungen zu finden. Oder auch zu aberwitzigen Bauwerken wie der Mauer zwischen Mexico und den USA.

Vielleicht kann man mit einer alltäglichen Begebenheit, die kaum noch wahrgenommen wird, auf das Weltgeschehen aufmerksam machen. Aus welchen Gründen auch immer, hinter ihren Schrebergartenzäunen igeln sich Menschen freiwillig ein, versuchen sich unsichtbar zu machen, halten sich Andere fern.

Grenzziehung also auch auf Freizeitniveau.

Das Einzige, was in den nachbarlichen Garten Einzug hält, sind im Sommer die Gerüche des Gartengrills.

 

Gallery